AWO Wiesbaden plant Neuaufstellung mittels Sanierungsverfahren

5. November 2020 | Pressemitteilungen

  • Das Amtsgericht Wiesbaden ordnet auf Antrag der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Wiesbaden e.V. die vorläufige Eigenverwaltung an
  • Das Sozialunternehmen hat sich zu diesem Schritt entschieden, um erforderliche Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen vorzunehmen
  • Die AWO wird von Sanierungsexperten der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte begleitet
  • Vorläufiger Sachwalter wird Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner)
  • Löhne und Gehälter gesichert, Fortführungsprognose positiv
  • Der Geschäftsbetrieb in Pflegeeinrichtungen und Kitas läuft weiterhin und uneingeschränkt fort

Wiesbaden, 25. November 2020. Die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Wiesbaden e.V. (AWO Wiesbaden) hat gestern Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Grund für die aktuellen Entwicklungen ist die finanzielle Situation des sozialwirtschaftlichen Unternehmens. Das Amtsgericht Wiesbaden ordnete dazu die vorläufige Eigenverwaltung unter der bisherigen Geschäftsführung an. Diese wird künftig von den Sanierungsexperten Dr. Rainer Eckert und Dr. Eike Happe (beide Eckert Rechtsanwälte) unterstützt. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Dr. Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) bestimmt.

Der Vorsitzende des AWO-Vorstandes, Wolfgang Hessenauer, sagt: „Die Entscheidung, den Antrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit zu stellen, ist uns nicht leichtgefallen. Denn wir wissen, was dieser für das gesamte AWO-Umfeld bedeutet. Allerdings ist der Schritt aufgrund des jahrelangen Missmanagements im Kreisverband nun unausweichlich geworden.“ Die AWO-Wiesbaden Geschäftsführerin, Dr. Andrea Piro, fügt hinzu: „Mit dem Sanierungsverfahren streben wir nun einen kompletten Neuanfang an und lassen damit die Ergebnisse der chaotischen Geschäftsführung der früheren AWO-Verantwortlichen endgültig hinter uns.“

Die Sanierungsexperten Eckert und Happe werden das Verfahren für die AWO im Rahmen der Eigenverwaltung begleiten. „Die ersten Tage der Sanierung sind gut angelaufen; wir müssen uns nun schrittweise vorarbeiten“, so Dr. Eckert. Mit seiner Kanzlei verwaltet er derzeit verschiedene Unternehmen in Sanierungsverfahren, so unter anderem die KSM Castings Group mit 2.350 Mitarbeitern. Zusätzlich sanierte die Kanzlei erst jüngst in der Region erfolgreich die Kreisklinik Groß-Gerau.

Der vorläufige Sachwalter, Dr. Jan Markus Plathner, betont: „Vor uns steht eine große Aufgabe, bei der ich grundsätzlich überzeugt bin, dass die AWO Wiesbaden gestärkt hervorgehen kann.“ Der Sachwalter übernimmt eine Aufsichtsfunktion und hat darüber hinaus die Aufgabe, die wirtschaftliche Lage des Schuldners zu prüfen. Grundsätzlich erkennt Dr. Plathner eine positive Fortführungsprognose für den Kreisverband.

Dr. Eike Happe fügt hinzu: „Um die Restrukturierung mit der nötigen Geschwindigkeit umzusetzen, wird bereits an einem Sanierungskonzept gearbeitet. „Hier werden wir schon in einigen Wochen erste Ergebnisse näher vorstellen können“, so Happe weiter. Nach dem bisherigen Fahrplan könnte dann auch bereits im Frühjahr ein Insolvenzplan mit dem neuen AWO-Konzept eingereicht werden.

Der stellvertretende Vorsitzende des AWO-Vorstandes, Franz Betz, sagt: „Wichtig ist jetzt, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wir sind dankbar für die bis hierhin angebotene Unterstützung seitens der Stadt Wiesbaden und auch Verdi. Auf diese Unterstützung setzen wir auch künftig und werden uns mit allen betroffenen Partnern intensiv austauschen.“

AWO-Geschäftsführerin Dr. Piro betont, dass die Löhne und Gehälter im vorläufigen Insolvenzverfahren für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert sind. „Danach wird die AWO Wiesbaden die Gehälter wieder selbst zahlen“, so Dr. Piro. Der Geschäftsbetrieb in Pflegeeinrichtungen und Kitas geht in der gesamten Zeit unvermindert weiter.